Stephan Sperlich / Skug / Maja Osojnik Quartet Oblaki so rdeči / 12/2006

Stephan Sperlich für Skug, Dezember 2006 Maja Osojnik Quartet Oblaki so rdeci (Jazzwerkstatt records)
Was Jazz anbelangt bin ich ja ein völliges Nackerbatzel, das Miles nicht von Davis unterscheiden kann. Die Zahl der nachweislich wunderbaren Jazzplatten die mich ratlos hinterlassen haben ist Legion. Umso schöner, wenn ich ein Album in die Hand bekomme, das mir nicht erneut meine Unzulänglichkeit beweist und mich Fach-/Krachidiot charmant abholt ohne laut o. ä. werden zu müssen. Dies hier ist so eines.  Die in Wien lebende slowenische Musikerin hat sich als Blockflötistin, Sängerin und Elektronikerin in verschiedensten Projekten alter, neuer, experimenteller und heftiger Musik einen Namen gemacht. Nun legt sie auf Ihrer Soloplatte Arrangements slowenischer Volkslieder für ihr Jazzquartett vor. Klingt jetzt nicht wie die Neuerfindung des Rades, ist aber eine äußerst spannende Sache, da „Oblaki so rdeci“ weit über eine bloße „Verjazzung“ von Folklore hinausgeht. Denn die beiden Idiomatiken werden nicht krampfhaft verquickt, sondern in einen viel weiteren Rahmen gestellt. Experimentelles und Abstraktes haben Platz, Stücke machen unerwartete Kehrtwendungen, es wird wild, witzig und bissig. Zusammengehalten wird dieses Panoptikum durch die Qualität der Instrumentalisten und die Intelligenz der Arrangements, hauptsächlich aber durch Maja Osojniks Stimme, bei deren dunklem Timbre ich sowieso sofort schmelze. Ein vor Ideen schier platzendes Album, trotzdem unprätentiös und höchst unterhaltsam. Darauf jetzt ein Kokta!
„Oblaki so rdeči – Die Wolken sind rot – The Clouds are red“ ist die erste Veröffentlichung des Maja Osojnik Quartetts und versammelt Arrangements von Volksliedern aus der slowenischen Heimat der vielseitigen Musikerin, die eine ungewöhnliche, humorvolle und provokante Neu-Interpretation erfahren.

When it comes to Jazz, I am a total Nackerbatzl (a butt-naked guy with no idea) that can’t distinguish Miles from Davis. The number of jazz albums that have left me stumped is numbered in legions. All the better to lay hands on an album that doesn’t drive home my inadequacies once again, and that starts from where I – the noise and poise-less idiot – am, without having to raise its voice (or equivalent). This album is one of those. The musician, who lives in Vienna, has made her mark as a recorder player, singer and electronic musician in various projects, be they old, new, experimental or fierce music. On her solo album, she lays out arrangements of Slovenian folk songs for her jazz quartet. It may not sound like the re-invention of the wheel, but it is a most fascinating endeavor, as “Oblaki so rdeci” far transcends simple “jazzification” of folklore. The two idiomologies are not forced into amalgamation, but placed into a much larger framework. There is room for the experimental and abstract – pieces have unexpected turn-arounds, and it all becomes wild, funny and snarky. The whole panopticum is tied together by the quality of the musicians and the intelligence of the arrangements -most of all, however, through Maja Osojnik’s voice, whose dark timbre makes me melt. An album that seems to burst from ideas and is still unpretentious and most entertaining. And now, a Kokta to that! (Stefan Sperlich für Skug, Dezember 2006)