Felix / Freistil / Broken.Heart.Collector / June 2011

Freistil, Juni 2011, vinyl rezension by felix
BROKEN.HEART.COLLECTOR o.t., Discorporate/Rock is Hell/Interstellar / rec: 10
Spätestens nach der prächtigen Plattenpräsentation in der Linzer Kapu war klar: Der Broken.Heart.Collector hat das Zeug zum ganz großen Wurf (siehe auch Seite 18). Erste Gehversuche unternahm das Quintett – bestehend aus der Experimental-Noise-Kapelle Bulbul plus zwei federführenden Ladies – vor zwei Jahren im Welser MKH. Die heutige Höhe ihrer Kunst war damals noch Zukunftsmusik.
DĂĽsterer Gesang vor ebensolcher SoundrĂĽckwand entschleunigt im „love reclamation song“ gleich grĂĽndlich, bevor er an Tempo, Härte und Vorwärtsdrang massiv zunimmt. Mathematisch ausgezirkeltes Stop-and-go gehorcht den komplizierten Hakenschlägen auf „get the dog“; „eckig“ geht’s weiter, DDKern zeichnet fĂĽr die ungestĂĽmen Kanten verantwortlich; die darĂĽber gelegte Epik lässt dem hymnischen Charakter an Maja Osojniks Vokalismen freien Lauf. Während sie im Song mit dem königlichen Titel „another heart bites the dust“ dem zartbitteren Chanson eine Chance gibt. Ein Akkordeon schmĂĽckt „the average weight of love“ und hebt das durchschnittliche Liebesgewicht auf EdelstraĂźenmusikniveau, vergoldet von Susanna Gartmayers Bassklarinette. Schon haben wir durch eine knarrende TĂĽr Eingang zu Platte #2 gefunden und sehen uns einem unbehauenen Blues, der um seine tiefen AbgrĂĽnde Bescheid weiĂź, gegenĂĽber, den der B.H.C nicht ohne Understatement abfällig „boatwischmusik“ nennt; wird diese Klassifizierung auĂźerhalb Oberösterreichs verstanden? HĂĽbsch oanding. Soundsuche im Dschungel aufgenommener und live produzierter Gewächse charakterisiert den „heart.break.simulator“. Das Rätsel von „[…]“ wird nicht aufgelöst, nahtlos geht es in „cestni crv“ ĂĽber, eine fiktive StraĂźenszene, die Derhunt mit rollendem Bass dominiert. Runde vier wird mit dem harten „eisenwalzer“ eingeläutet, dem das Raumschiff Engelmayr den Metallstempel aufdrĂĽckt – bevor am Ausgang des Versuchslabors „unter/lupe/tot“ mein Favorit „wolves“ unwiderstehlich zu heulen ansetzt, um sich fortan zum Lachen in die Technodisko zu empfehlen. This is how their hearts beat. Finale unisono-Takte von Subbassflöte und Bassklarinette geben dieser Platte den Rest. Aufgepasst, Sammler von gebrochenen Herzen oder von Leichen – ein Zufall, der ans Gespenstische grenzt: Hier gehen Träume und Albträume in ErfĂĽllung. Superspooky Tonträgerin!