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Einer von uns KinoZeit.de

Im Supermarkt der verlorenen Seelen

Wie sehr sich doch Anfang und Ende gleichen. Es sind nahezu die gleichen Bilder, die wir hier sehen: Detailaufnahmen, Raumanordnungen, Miniaturen eines Stillstands, eines Moments, in dem die Erde aus den Angeln gehoben ist. Eines Moments, nach dem nichts mehr so sein wird, wie es vorher war: Die sich langsam ausbreitende Pfütze einer blauen Flüssigkeit, ein regungslos auf dem blank polierten Boden liegender Körper, ein Gesicht, ein Körper von schräg hinten, erstarrt und eigefroren. Diese eindrücklichen Impressionen, eingefangen in sorgsam kadrierten Bildern, die aus der Zeit gefallen sind, bilden die sichtbare Klammer von Stephan Richters intensivem Drama Einer von uns, das basierend auf realen Ereignissen aus dem Jahre 2009 rund um tödliche Schüsse auf einen jugendlichen Einbrecher in einem Supermarkt einen Blick in den Abgrund der suburbanen Hölle gewährt. Ein Film, der das Kunststück vollbringt, zugleich karg und dicht zu sein, formal streng und doch voller berstender Energie und sublimierter Wut – kurzum: ein Meisterwerk. Continue reading

„Ich wollte experimentell mit dem Klang arbeiten, aber trotzdem bei meiner Art von Song landen“ – MAJA OSOJNIK im mica-Interview

MAJA OSOJNIK ist der Inbegriff musikalischer Vielfalt, spielt sie doch in Combos wie Low Frequency Orchesta, Maja Osojnik Band, Broken.Heart.Collector, Rdeča Raketa, Subshrubs – und das ist nur ein kleiner Auszug. Zudem stampfte sie Majas Musik Market aus dem Boden: eine Messe für heimische Musik, die diese ins Rampenlicht stellt, die Community gleichzeitig vernetzt und der Öffentlichkeit näher bringt. Am 20. Februar stellt MAJA OSOJNIK im Wiener brut ihr selbstproduziertes, von Patrick Pulsinger gemischtes, von Rashad Becker gemastertes und von Raumschiff Engelmayr (Bulbul) designtes Soloalbum „Let Them Grow“ (Rock is Hell / Unrecords) der Öffentlichkeit vor – und plaudert hier mit Clemens Marschall bereits aus dem Nähkästchen:

Sie sind sehr umtriebig und haben unzählige Bands am Laufen – warum hat es also so lange gedauert, bis Sie Ihr erstes Soloalbum aufgenommen haben?

Maja Osojnik: Weil ich sehr umtriebig bin und unzählige Bands am Laufen habe [lacht]. Nein, aber ich bin eigentlich ein Bandmensch. Ich mag den Dialog, die Interaktion beziehungsweise den musikalischen Austausch mit anderen; etwas zusammen aufbauen und vor allem zusammen über die Zukunft träumen. Aber ich habe immer wieder Aufträge für Kompositionen für Ensembles, Theater, Film, Tanz – und da ist dann langsam über die Jahre das Bedürfnis gekommen, einmal nur mit mir selbst zu spielen [lacht]. Und gleichzeitig hatte ich das Bedürfnis nach Rückzug.
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Liquid Nights by Philipp Schmickl

1. A large whisky in Raymond’s Bar, Vienna

The background is black and flowing, un peu comme le nuage de Mazen Kerbaj

Wednesday, December 16, 2015. Raymond’s Bar, Vienna 6; 10 pm

This is not a review. I came here and because none of these small tables was free, I had a seat at the bar and immediately was invited for large whisky (Laphroig, 10 years). It came from a man in a suit, standing to my right, almost opposite me. Between him and me there are two women with their drinks on the counter. His and another woman who could be mine. The whisky amplifies my coffee.

I came to this bar in order to write and to distance myself from my room, my space, in which I was listening to the record over and over again and at the same time I want to come closer, circle around it, come back to the record via the long way round and explore what lies on this way. This bar is on this way, and a movie I recently saw again, Sans Soleil from Chris Marker. In there, Sandor Krasna reports letter-wise from his journey to Japan and in his letters he gives an account of many scenes from Guinea Bissau; Cabo Verde.

I remember very lively – now, here in this bar – the look, the glance of the market woman, straightforward, that lasted a twenty-fourth of a second, the length of a film frame – directly into the camera, into the eyes of the viewer, into my eyes, so that I was transported, for a moment I was there, at the market in Praia (Cabo Verde), around the time I was born. This fraction of a second belongs to my version of Princess Shonagun’s list of things that quicken the heart.

It appeals to me to, like to Sandor Krasna, to report in a report of something, about something else. In writing about the record I want to tell about society. In this society in which we are living and in which the record could grow, the idea of the record, the sounds, the words, the combination of words, the references and citations, intentional or intuitive. Thus I want to report from this world that can create such a record – and the words of its description.

“We are living in a world, in which a huge part of the media is serving to create a narration of Good and Evil. We accept reluctantly or willingly the lies that serve those who exercise power as an argument to legitimize their acts – and in accepting we legitimize the power-exercising and the destructions and poverty they create. ”

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Opcion ~ MONOS/UND

There may be a name for the type of music produced by Opcion (formerly Ad-Hinc), but if so, it hasn’t been invented yet.  In MONOS/UND, we hear hints of John Carpenter, Ben Frost and Ricardo Donoso: a slowly uncurling mass of synths, accompanied by sluggish beats, skittish static and controlled noise.  It’s not quite drone, nor is it EBM; it’s more like nu skool breaks heard through molasses.  One could dance to this, albeit very slowly.  MONOS/UND is better suited for walking on the outskirts of a club, scanning the crowd for a mark; or for cruising dark streets in a car with tinted windows.  The sound is immersive, dangerous, thick with threat; the senses are placed on high alert.  When the music is played for someone, it may inspire fear, but when played by someone, it inspires confidence and power. Continue reading

Elektronische Ästhetik, http://www.sueddeutsche.de

Im Kraillinger Salon für Klang und Kunst erkunden die mit Samples arbeitende Flötistin Maja Osojnik und der Hausherr Udo Schindler an Klarinette und Saxophon die Grenzbereiche der Musik
Von Reinhard Palmer, Krailling, 30.11.2015

Eines ist sicher: Bei jedem Besuch des Kraillinger Salons für Klang und Kunst erwartet den Zuhörer ein anderer musikalischer Kosmos. Jeder Gast, den der Hausherr, Architekt und Musiker Udo Schindler dazu einlädt, mit ihm zu musizieren, bringt eine eigene Klangwelt, eine eigene Art zu improvisieren und vor allem auch ein eigenes Instrumentarium ein. Oft sind es gängige Instrumente, die nur mit unkonventionellen Techniken gespielt und bearbeitet werden. Manchmal sind es aber auch exotische Kreationen des Instrumentenbaus. Unter anderem auf so einem Kuriosum musiziert die aus Slowenien stammende und in Wien lebende Musikerin Maja Osojnik.

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Achim Ost über Jazzfestival Saalfelden für Jazzthetik (DE)

Live: Internationales Jazzfestival Saalfelden Von Achim Ost.

Dann sagte auch noch Thomas de Pourquerys Sun-Ra-Projekt kurzfristig ab und nahm dem Festival eine potenzielle saturnische Note, was auch immer das hätte sein können. Stattdessen sprang Michael Riesslers Trio mit Pierre Charial (Drehorgel) und Vincent Courtois (Cello) ein und eroberte das Publikum im Sturm mit seiner Verbindung von warmen Klangfarben, rhythmisch vertrackt gestanzter Orgelmusik, avancierter Melodik und rasendem Kontrapunkt in einem insgesamt lupenrein kammermusikalischen Jazz-Konzept. Continue reading

Salzburger Nachrichten – Interview Maja Osojnik, 27.8.2015

„Ich führe gern ein Doppelleben“ / Zwischen Blockflöte und Laptop nimmt sich Maja Osojnik gern alle Freiheiten. Erst ein Anruf aus Saalfelden bescherte ihr Entscheidungsnot. Salzburger Nachrichten, Clemens Panagl
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BILD: SN/RANIA MOSLAM
Eröffnet das Jazzfestival Saalfelden: Maja Osojnik.

SALZBURG. Gegen Schubladen im Allgemeinen hat Maja Osojnik eigentlich gar nichts. „Ich weiß, dass die Welt Klarheit und Ordnung braucht“, sagt die Musikerin und Komponistin. Dass auch in der Musik große Nachfrage nach Etiketten herrscht, mit denen sich Songs beschreiben und Künstler fassen lassen, sei ebenfalls verständlich. Bloß: „Als meine Aufgabe sehe ich das nicht.“ Continue reading